Aktuelle Umsetzung
Hier finden Sie nähere Informationen zur aktuellen Umsetzung von X-Road in Schleswig-Holstein.
Motivation zur Einführung von X-Road: Das Programm “Landesdatennetz Schleswig-Holstein”
Ob Wirtschaft, Kommunikation oder Gesundheitswesen – die Digitalisierung hat sämtliche Lebensbereiche grundlegend verändert. Auch in der Landesverwaltung hat dieser Wandel Einzug gehalten: Durch die elektronische Abwicklung von Verwaltungsprozessen, auch E-Government genannt, können interne sowie externe Abläufe effizienter gestaltet und somit der Service für die Bürgerinnen und Bürger spürbar verbessert werden.
Die Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein (StK SH) hat sich zum Ziel gesetzt, die Digitalisierung in der Veraltung kontinulierlich voranzutreiben und damit zur digitalen Vorzeigeregion zu werden. Deshalb erweitert die Landesregierung nun ihre E-Government-Infrastruktur zu einem "Schleswig-Holstein-Stack", um ein modernes, landesweites Datennetz zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht dabei Integration von X-Road als Datenaustauschstandard.
Einführung von X-Road in Schleswig-Holstein
Die Staatskanzlei spielt bei der Einführung von X-Road eine zentrale Rolle und übernimmt vielfältige Aufgaben, die von der strategischen Planung bis zur konkreten Umsetzung reichen. Sie ist maßgeblich für die strategische Ausrichtung der Digitalisierung im Land verantwortlich, entwickelt Leitlinien, Ziele und Rahmenbedingungen für den Einsatz von X-Road und sorgt dafür, dass die Plattform in bestehende Digitalisierungsstrategien und übergeordneten politischen Zielen integriert wird. Ziel ist es, X-Road als technische Basis für eine moderne, vernetzte und bürgernahe Verwaltung zu etablieren. Mit der Einführung von X-Road als Interoperabilitäts- und Datenaustauschlösung der eGovernment-Infrastruktur soll vordergründig eine Standardisierung der Datenaustauschinfrastruktur der Landesverwaltung erreicht werden. Zudem soll X-Road für den Datenaustausch zur kommunalen Ebene, der Zivilgesellschaft und zu Privatunternehmen eingesetzt werden und diesen vereinfachen.
Mit der Einführung von X-Road soll die Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen bezüglich der Registermodernisierung auf nationaler (NOOTS) und europäischer Ebene (EU-OOTS) gleichzeitig vereinfacht werden.
Ein weiteres Anwendungsgebiet der X-Road soll der europäische und internationale Datenaustausch mit anderen Ländern sein, die ebenfalls X-Road nutzen. Dazu gehören derzeit in der EU Estland und Finnland und international z.B. die Ukraine und Island.
Die Einführung der X-Road in Schleswig-Holstein beginnt mit einer sechsmonatigen Initialisierungsphase, die im Juni 2025 gestartet hat. In dieser ersten Phase wird die Einführung der X-Road auf den Weg gebracht, um in 2026 die landesweite Einführung voranzutreiben.
Dabei konzentriert sich Schleswig-Holstein aktuell auf die Erreichung der folgenden Ziele:
Aktuelle Pilotvorhaben zur Einführung von X-Road
Zur Verprobung häufiger Anwendungsfälle arbeitet die Staatskanzlei Schleswig-Holstein mit verschiedenen Einrichtungen und Unternehmen zusammen. Gemeinsames Ziel ist es, Prozesse zu etablieren, Rechtssicherheit zu schaffen und Erkenntnisse für zukünftige Anwendungsfälle zu generieren.
Pilot-Anwendungsfälle - kommunal
ITV.Schleswig-Holstein
Der ITV.SH fungiert als zentrale Schnittstelle für die Anbindung von Kommunen und kommunalen Dienstleistungen an die X-Road. Durch diese Plattform erhalten sowohl kleinere als auch größere Kommunen einen effizienten Zugang zur X-Road. Als kompetenter Partner unterstützt der ITV.SH bei der Identifizierung und Umsetzung verschiedener Anwendungsfälle. Das Ziel besteht darin, den Datenaustausch umfassend zu optimieren und somit öffentliche Verwaltungsaufgaben nachhaltig zu vereinfachen.
Einkommensnachweise zur Berechnung von KITA-Beiträgen
In enger Kooperation mit dem ITVSH, dem Dezernat für Bildung, Jugend, Kultur und Kreative Stadt der Landeshauptstadt Kiel sowie dem Finanzministerium Schleswig-Holstein erfolgt eine grundlegende Vereinfachung der Digitalisierung der Beitragsberechnung für Kindertagesstätten. Die automatische Übermittlung der Einkommensnachweise der Eltern von KITA-Kindern vom Finanzamt (Service Provider) an die Kommune der jeweiligen Einrichtung (Service Consumer) via X-Road führt zu einer deutlichen Reduktion manueller Arbeitsschritte und verhindert die wiederholte Erstellung von Bescheiden. Für die Ermittlung der KITA-Gebühren stellt das Einkommen der Erziehungsberechtigten die maßgebliche Bemessungsgrundlage dar. Bislang werden die entsprechenden Einkommensnachweise von den Eltern überwiegend persönlich in Form von Kopien des Steuerbescheids oder von Kontoauszügen eingereicht. Dieser manuelle Ablauf, Prozess in Kombination mit hohen Fallzahlen, führt zu einem erheblichen administrativen Mehraufwand, der durch den Einsatz von X-Road signifikant reduziert werden kann. Durch die direkte Anbindung der Kommunen an die Finanzämter mittels der X-Road-Infrastruktur wird ein Medienbruch vermieden. Die Träger sind somit in der Lage, die erforderlichen Einkommensdaten automatisiert zu beziehen, wodurch ein Nachreichen von Unterlagen seitens der Eltern entbehrlich wird. Für die Erziehungsberechtigten bedeutet dies verkürzte Bearbeitungszeiten und einen deutlich geringeren manuellen Aufwand.
Pilot-Anwendungsfälle - Privatwirtschaft
Aktualisierung von Kundendaten zu Erfüllung gesetzlicher Vorgaben
Das Pilotprojekt zur automatisierten Melderegisterauskunft verbindet erstmals den Zentrale Meldebestand (Spiegelregister Schleswig-Holstein) mit einer Bank über die Dateninfrastruktur X-Road. Hintergrund ist die gesetzliche Verpflichtung der Banken, Kundendaten regelmäßig zu prüfen und aktuell zu halten. GWG und DSGVO fordern die sachliche Richtigkeit und Aktualität personenbezogener Daten. Veraltete Adressbestände können Rücksendungen verursachen, wichtige Dokumente erreichen Kunden verspätet oder nicht, und Mitarbeiter sind mit Nachverfolgungen befasst. Die VR Bank in Holstein eG erprobt als erste Bank den neuen Ansatz und kann über X-Road in Echtzeit eine „Einfache Melderegisterauskunft“ gemäß §44 BMG abrufen. Diese enthält grundlegende Identifikations- und Adressdaten sowie Informationen über Wegzüge oder Sterbefälle. Durch die direkte Anbindung stehen der Bank aktuelle Daten zur Verfügung, ohne dass manuelle Prozesse erforderlich sind. Das Projekt ermöglicht es Banken, gesetzliche Vorgaben effizient zu erfüllen, unterstützt die Fehlerreduktion und trägt zur Aktualisierung der Datenbestände bei. Für die Kunden verbessert sich damit die Zustellung wichtiger Unterlagen wie Geschäftsbedingungen oder Bankkarten. Das Projekt illustriert, wie die Integration des Privatsektors in digitale Verwaltungsinfrastrukturen umgesetzt werden kann. Es steigert die Effizienz im regulierten Sektor, reduziert den Verwaltungsaufwand und zeigt Potenzial für weitere Anwendungsfälle an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Wirtschaft.
Übertragung von Einkommensnachweisen zur Berechnung von Krankenversicherungsbeiträgen Selbstständiger
Die Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge für Selbstständige basiert auf dem nachgewiesenen Einkommen, das durch den Einkommensteuerbescheid belegt wird. Der aktuelle Einreichungsprozess erfolgt manuell. Ziel der Anbindung an X-Road ist es, den derzeitigen Vorgang der Übermittlung steuerlicher Bescheide vom Finanzamt (Service Provider) an die Krankenkassen (Service Consumer) zu digitalisieren. Momentan senden selbstständige Versicherte ihre Einkommensnachweise wie Steuerbescheide postalisch oder per E-Mail an ihre Krankenkasse. Im Anschluss erfassen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die entsprechenden Werte manuell im Fachsystem. Dieser Medienbruch führt zu zusätzlichem Zeit- und Kostenaufwand, erhöht die Bearbeitungsdauer aufgrund möglicher Rückfragen bei unvollständigen Unterlagen und kann das Risiko fehlerhafter Dateneingaben steigern. Mit der Einführung von X-Road werden Einkommensdaten künftig direkt von den zuständigen Finanzbehörden an die Krankenkassen übertragen. Für Versicherte entfällt dadurch die Pflicht zur physischen Einreichung von Nachweisen. Die automatisierte Datenübermittlung minimiert Rückfragen und unterstützt eine verbesserte Datenqualität.